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    Zeitenwende im Tourismus: Zurück in die Zukunft.

    Manchen Menschen liegt Zukunftsoffenheit und Innovationsfreude im Blut. Warum sind diese sogenannten Early Adopters gerade jetzt so wichtig für den Tourismus?

    Early Adopters sind beispielsweise jene, die als erste einen PC zu Hause hatten, eine Website programmieren konnten, als erste ein iPhone kauften, als erste einen Tesla fuhren. Dabei erkennen Early Adopters nicht nur Möglichkeiten, sie werden zu Botschaftern derselben – weil sie erfahren, dass es funktioniert und sie davon überzeugt sind: Ihr Erkenntnisgrad hat sich verändert – und steht nun jenem von 84 Prozent gegenüber, die noch keine Ahnung davon haben, was mit diesem Neuen anzufangen ist, die auch diese scheinbar „Verrückten“ und „Nerds“ nicht verstehen. Und die erst dann reagieren, wenn klar ist: „Die sind gar nicht verrückt. Das, was die sagen oder tun, ist sogar richtig gut.“ 

    Diffusionsmodell nach Rogers

    Warum Early Adopters so wichtig sind, liegt auf der Hand: Sie sind die Initialzünder. Häufig sind genau sie es, die Verbesserungen und Chancen höher werten als Risiken, Potenziale sehen, wo es noch wenig Erfahrung gibt und genau deshalb Dinge oder Produkte erst auf den Weg bringen. Dabei rennen sie Wände ein, machen Fehler und sind dennoch unbändig in ihrer Neugierde und ihrem Wissensdurst. Und die Fehler, die sie machen, bilden den Erfahrungsschatz für die restlichen 85 Prozent, die ihnen früher oder später (freiwillig oder gezwungenermaßen) folgen.

    Auch im Tourismus gibt es Early Adopter. Es sind diejenigen, über die man gestern vielleicht noch geschmunzelt hat, über die man sich gewundert hat, weil sie Geld und Zeit für etwas investierten, das man nicht verstand. Vielleicht fanden manche es aber sogar recht gut. Aber nicht so gut, als dass man es selbst nachgeahmt hätte. Erst mal beobachten. Solange wirtschaftlich alles gut läuft, solange wird vieles eben auch unterbewertet – „mal abwarten“. Jetzt geht das nicht mehr. Der Tourismus steht still. Die Umsätze sind auf null, nur die Kosten laufen weiter. Überall. Und deshalb ist jetzt nicht – und vielleicht nie mehr – die Zeit für Einzelkämpfer.

    Tirol ist keine Insel. Und doch feiern viele Tourismusregionen für sich ihren „Seychellen-Status“. Das Ergebnis sind digitale Insellösungen, die nicht wachsen können und im schlimmsten Fall erfolglos bleiben, weil die Mittel fehlen, um sie weiter auszubauen, um sie nach oben und nach außen zu bringen. Die Lösung der Zukunft kann nur eine gemeinschaftliche sein – und zwar eine, die sich an übergeordneten Werten und Zielen orientiert. Auf globaler Ebene gibt es das bereits – es sind die Ziele für nachhaltige Entwicklung, im Original „Sustainable Development Goals“ (SDGs). Im März 2020 startete die UNWTO einen Aufruf an alle Innovatoren und Unternehmer, mit dem Ziel, die Erholung des Tourismus nach der Coronakirse zu beschleunigen. Jetzt wird einmal mehr deutlich, warum wir die 16 Prozent Visionäre und Early Adopters dringend benötigen: weil wir neue Wege und Lösungen finden müssen und es kein Zurück zum Normalzustand im Tourismus geben wird.

    Wer in Zukunft und auf lange Sicht erfolgreich sein will, kann das nicht alleine schaffen. Denn gerade im digitalen Bereich, der eine entscheidende und grundlegende Säule des Tourismus sein wird, belebt Konkurrenz nicht das Geschäft – hier lautet das Motto „the winner takes it all“, wie man an Booking.com, Airbnb, Amazon, Google, Facebook sehen kann. Das Tourismusland Tirol hat alles, um wieder Early Adopter zu werden. Genauso, wie man einst mit einer der ersten Online Buchungsplattformen (Tiscover) ganz vorn mit dabei gewesen ist (und vermutlich auch geblieben wäre, wenn…), so kann man auch heute ohne weiteres in der ersten Liga spielen, sie sogar anführen. Den Run um den vorderen Platz in Sachen Buchungsplattformen haben wir im Tiroler Tourismus zwar verloren. Doch in Sachen gemeinschaftlich-starker, digitaler, inhaltsbasierter Erlebnis-Vermarktung ist das Spiel noch nicht entschieden.

    Tirol ist innovationsstark. Die Ideen sind da und mit ihnen jene, die sie erkennen und vorantreiben wollen. Abseits der bereits gut durchdachten und erprobten digitalen Lösungen im Tourismus gibt es noch eine ganze Menge mehr. Dieses Mehr wartet darauf, anerkannt zu werden und sich weiter entwickeln zu können. Es wartet hier, in Tirol, nicht im Silicon Valley. „Gerade jetzt werden gemeinsame Entwicklungen wichtig. Entweder alle sparen einzeln und niemand kommt nach der Krise vorwärts. Oder alle reduzieren gemeinsam ihre Kosten, legen aber das verbleibende Geld zusammen und kommen nach Corona voran“, bringt es TVB-Mayrhofen-Direktor Andreas Lackner auf den Punkt. Der wagte in touristischer Hinsicht mit dem Portal myzillertal.app eine Innovation, die vorzeigt, wie dieses Weiterkommen konkret aussieht. Die Idee, in Mayrhofen erdacht und mittlerweile erfolgreich im Einsatz, wird nun gemeinsam mit dem Achensee Tourismus weiter entwickelt. Kern der Idee ist die digitale Aufbereitung und Vermarktung aller touristischer Produkte und Dienstleistungen einer Region: Erlebnisse, Events, Kauf von Lifttickets und Eintrittskarten bis hin zum Fahrradverleih und vieles mehr. Warum ist diese Idee so innovativ? Weil hier ein digitaler Marktplatz zwischen regionalen Leistungsträgern und Gästen geschaffen wurde, der die Wertschöpfung im Land sicherstellt. Man macht nicht nur das Bett buchbar, sondern den kompletten Aufenthalt. Der Nutzen daraus ist um ein Vielfaches höher – für jeden, der sich beteiligt. 

    Was wäre also für einen Neustart im Tourismus, der sich, wie wir mittlerweile wissen, auf Inhalte konzentrieren muss, besser geeignet, als EIN neues, punktgenaues und bereits existierendes „Touristisches Betriebssystem made in Austria“ für ALLE Tourismus-Destinationen? Eines, das jeder Region ihren eigenen digitalen Fingerabdruck verleiht und jede – gerade innerhalb der Gemeinschaft – einzigartig macht? Ein wegweisendes, ein zukunftsstarkes Projekt, das enormen Anklang findet und Neugierde weckt – aber … bislang nur einen weiteren Partner in anderen Tourismus Regionen gefunden hat. Da stellt sich die Frage: Was hält die anderen 84% noch davon ab?

    Text: Christian Fohrmann / Sonja Niederbrunner (storylines.at)
    Foto: Foto von Saeid Anvar von Pexels

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